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Vollpension für wilde Tiere

Vollpension für wilde Tiere

5-teilige Reportage-Reihe über eine Wildtierstation

Es quiekt, grunzt und zwitschert wieder in der Wildtierstation in Mittelstendorf bei Soltau. Früher Morgen. Dienstbeginn. Gerade ist Baby-Wildschwein Chantal hier abgegeben worden. Seine Mutter wurde von einem Auto überfahren. Ein Passant hat das handflächenkleine Wildschweinchen eingesammelt und bei Diana Erdmann in der Wildtierstation abgegeben. Hier wird Chantal jetzt untersucht, aufgepäppelt und großgezogen – und später wieder in die freie Natur entlassen. Chantal ist eines von rund 2000 Tieren, die jedes Jahr nach Mittelstendorf bei Soltau kommen. Fast immer sind es Tierbabys, um die sich Diana Erdmann und ihr Team kümmern müssen.

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„Den ganzen Sommer ist bei uns die Hölle los“, sagt Diana Erdmann und springt ins Auto. Gerade haben Spaziergänger angerufen: Ein einsames Rehkitz läuft ihnen seit einer Stunde hinterher – und von der Reh-Mutter fehlt jede Spur. „Ein typischer Fall“, meint Diana Erdmann. „Die Mutter ist vielleicht überfahren worden oder ein Mähdrescher hat sie erwischt. Das kommt immer wieder vor.“ Jetzt trifft sich Diana Erdmann mit den Spaziergängern und nimmt das kleine Bambi in ihre Obhut. Alle zwei bis drei Stunden wird sie ihm nun die Milchflasche geben, auch nachts. Sie nimmt das Rehbaby dafür sogar mit nach Hause.

 Diana Erdmann und ihre Helfer betreuen Tiere, die in Niedersachsens Wäldern zuhause sind, aber auch Exoten. Wie zum Beispiel Falco, der fünfzig Jahre alte Ara, der sein Leben bisher in einem dunklen Käfig verbringen musste. Jetzt soll ihm endlich geholfen werden. Heute kommt Mario, Italiener und gelernter Pizzabäcker. Er ist der Papageien-Psychologe der Tierstation. „Ich möchte Falco helfen, die Welt zu verstehen“, sagt er. „Falco hat nie die Sonne gesehen, nie Gras gespürt oder andere Papageien erlebt.“ Der Tierpsychologe öffnet den Käfig und versucht, Falco in die Freiluftvoliere zu locken. Doch der Vogel weigert sich, hat Angst vor dem hellen Licht.

Auf der Wiese vor dem Vogelkäfig haben es sich unterdessen Pierre und Marie, die beiden Esel, gemütlich gemacht. „Dabei sollen die sich eigentlich bewegen“, sagt Tierpflegerin Pia. Die beiden Esel sind nämlich auf Diät. Ihre Vorbesitzerin hat sie gefüttert, bis sie kaum noch stehen konnten. In der Wildtierstation haben sich die Tierpfleger deshalb ein Wellnessprogramm für sie ausgedacht: Heuschonkost und viel Bewegung. Nur leider sind die beiden Esel nicht sonderlich angetan vom verordneten Diätprogramm. Lieber knabbern sie an den frisch gepflanzten Sträuchern und liegen auf der Wiese statt sich zu bewegen. Tierpflegerin Pia muss jetzt ran, den beiden Beine machen.

 

Diana Erdmann ist längst schon wieder unterwegs. Der Zoll am Flughafen Hannover hat sie alarmiert. Tiere sind beschlagnahmt worden. Eine Familie hatte eine Schildkröte im Handgepäck, ein Mann aus Südostasien landete mit einer Schlange. Diana Erdmann weiß nicht genau, was sie erwartet. „Gerade bei Schlangen müssen wir extrem aufpassen“, sagt sie. „Und auch Schildkröten können Krankheiten übertragen.“ Am Flughafen angekommen ist sie deshalb äußerst vorsichtig, als der Zöllner den Kühlschrank öffnet. Dort haben die Beamten die Schlange hinein gelegt, denn bei Kälte werden Schlangen träge und verlieren ihre Angriffslust. Als Diana Erdmann das Tier aus dem vorsichtig aus dem Transportbeutel holt, ist sie erleichtert: eine Königspython. Ungefährlich. Die Schlange kommt nun zusammen mit der Schildkröte in die Wildtierstation, wird versorgt und später an einen Tierpark oder eine vertrauenswürdige Privatperson vermittelt.

Später Nachmittag. Papagei Falco hat tatsächlich die ersten Schritte unter freiem Himmel gewagt. Auf Diana Erdmann wartet jetzt schon das nächste Pflegekind. Ein kleiner Fuchs aus Berlin. Er wurde im Müll gefunden. Diana Erdmann erkennt sofort: Das Tier ist krank und verletzt, muss schnell zum Tierarzt. Der Feierabend rückt in weite Ferne. „Im Sommer habe ich kein Privatleben “, sagt die Tierpflegerin. „Wir sind eigentlich rund um die Uhr im Einsatz.“

Zwei Stunden später ist der Fuchs versorgt. Ob er durchkommt, wird sich morgen zeigen. Diana Erdmann kann nach Hause fahren. Dort wird sie sich die Nacht über um das Bambi kümmern. Wenn alles gut geht, kann es im Herbst ausgewildert werden.

Vollpension für wilde Tiere: Hinter jedem Tierschicksal steckt auch eine „Menschen-Geschichte“, die aufregt, berührt, schmunzeln oder staunen lässt.

Buch und Regie: Steven Galling
Kamera: 
Ralf Biehler, Florian Melzer, Martin Göbel, Mathias Sauter
Ton: Stephan Wilke, Patrick Benze, Frank Jasper, Tobias Sundermann, Markus Schmiedl
Schnitt: Stephan Holzleitner, Renate Ober
Bildbearbeitung: Oliver Stammel
Sprecher: Till Hagen
Mischung: Pierre Brand
Produzenten: Jens Fintelmann, Thomas Seekamp
Produktionsleitung: Wolfgang Kramer (NDR), Hubert Marady
Redaktion: Wilfried Schulz, Björn Wilhelm
Leitung: Marlis Fertmann

jeweils 30 Min. NDR 2009

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